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Wenn das Ehrenamt ruft – die Leiden eines Schiedsrichters
- Updated: Februar 16, 2020
Frauen II – HC Pankow 23:21 (9:14)
Es ist Samstagabend, kurz vor 23 Uhr. Vom eigenen Spiel, das um 20:30 endete, um 22 Uhr heimgekehrt. Das Telefon brummt. Die angesetzten Schiedsrichter für Landesliga (11:00 Uhr) Verbandsliga Frauen (13 Uhr) stehen nicht mehr als solche im System: „Kannst du bitte?“ Antwort: „Keine Chance.“
Sonntag, es ist 8 Uhr. Das schlechte Gewissen plagt mich wie immer. Obwohl mich das Karma-Konto als Säulendiagramm mit Weltumrundung schon eingeholt haben dürfte, sage ich doch zu. In der Halle wird man freudig begrüßt, stellt sich jedoch auf ein heikles Spiel ein, da hier zwei Frauenteams auf ordentlichem Niveau agieren und eine enge Auseinandersetzung zu vermuten ist. Scherzchen mit den Trainern und bei der Seitenwahl, um etwas die allgemeine Distanz zu lösen. „Danke, dass du da bist“, sagt eine unserer Spielerinnen. „Schön, dass du es vor dem Spiel so formulierst“, entgegne ich unter Gelächter beider Seiten. Alle wissen, dass Bewertungen vorher gar nichts bedeuten, es vielleicht ungerecht zugehen könnte bei dieser Konstellation (Heimschieri), sind sich aber sicher, selbst niemals eine Spielleitung übernehmen zu wollen.
Die Begegnung verläuft fair. Hier und da ist vielleicht ein Schritt zu viel, meine „Fehler“ geraten aber nie zu einem direkten Vorteil. Das Heimteam will offensiv verteidigen, verliert die Geschlossenheit des Verbunds jedoch ständig durch das permanente Kreuzen der Gegenseite und kassiert somit einen Pausenstand von 9:14. Kurz raus, sich selbst hinterfragen. Das Engelchen auf meiner linken Schulter sagt: „Hey, du bist super! Du kannst nichts dafür, dass die (Heimteam) so schlecht spielen/verteidigen, nicht erkennen, dass da aus dem Rückraum von Pankow zu wenig kommt.“ Der Teufel rechts sagt: „Und der Gast meckert ja eh nicht, wenn er führt.“
Zweite Hälfte: Das Heimteam hat gelernt, bekommt eine deutlich defensivere Abwehrvariante verordnet und setzt jetzt vermehrt auch auf den Gegenstoß bzw. die 2. Welle. Offensichtlich hat der HC Pankow dafür keine passende Antwort oder personelle Alternativen. Das Geschehen gestaltet sich enger, ab der 55. Minute sogar ausgeglichen (19:19). Fröhlich diskutieren neben Engelchen und Teufelchen jetzt auch noch beide Trainer mit. Ich blende alle Stimmen aus und pfeife nur noch klare Aktionen. Pankow gelingt noch einmal die Führung zum 20:21, bevor von der Gegenseite schnell geantwortet wird. Die letzten, absolut freien Versuche der Gäste werden über das Tor gesetzt, sodass Neuzugang Marnie von Linksaußen zum Sieg einnetzen kann (23:21).
Fazit: Ehrenamt ist genauso unbezahlbar wie das hoffentlich ehrliche Dankeschön aller Beteiligten nach dem Schlusspfiff. Danke auch an Luca und Sophia (Kampfgericht), die dies ebenfalls verdient haben.
TF